Der "Wasserflüsterer" von Kabanga

Bruder Theo Call (75) stammt aus Konzen in der Eifel. Von Beruf war er zunächst Schmied. 1961 kam er zu den Weissen Vätern. Er hat Bautechnik studiert und seit 1967 arbeitet er in der Diözese Kigoma am Tanganjikasee. Heute ist er dort der leitende Baumeister des Bistums. In ­Kabanga betreibt er große Werkstätten, unter anderem eine Autoschlosserei, eine Schreinerei und ein Atelier für Metallverarbeitung.

Besorgt schaut Bruder Theo Call auf den Staudamm und den niedrigen Wasserstand. Dann geht sein Blick zum Himmel. Da ist keine Wolke zu sehen. Haushalten ist nun angesagt. Das Wasser vom Stausee bei Kabanga treibt eine Turbine von 65 kW und erzeugt Elektrizität für die Mission, für Kirche, Krankenhaus und Schule und besonders für die Werkstätten des Bruders. Der große Verbrauch an Elektrizität bei den Schweißarbeiten in der Diözeanwerkstatt hat gegen Ende der Trockenzeit den Wasserstand des Sees bedenklich sinken lassen, der Strom muss rationiert werden. Wegen der Trockenzeit fließt nämlich über Nacht nicht so viel Wasser nach, dass man bedenkenlos Elektrizität verbrauchen kann. Viele Male war Theo in den Bergen unterwegs gewesen, um auszukundschaften, wo eine Möglichkeit für einen Stausee und eine Turbine bestehen würde. Wasser zur Mission leiten wollte er nicht einfach, sondern seit Jahren hatte ihn die Idee getrieben, dass es in den Bergen irgendwo genügend Wasser und das nötige Gefälle geben müsse für ein Kraftwerk. Von der anfänglichen Idee bis hin zur Umsetzung dauerte es etwa zehn Jahre. Bruder Theo kontrollierte jahrelang den Wasserstand der Bäche, bis er einen Bach gefunden hatte, der das ganze Jahr hindurch Wasser führt.

Bäume pflanzen für den Regen
Als vor einigen Jahren der Förster in den Bergen alle Eukalyptusbäume fällen lies, wurde der Regen weniger. Theo pflanzte damals eigene Wälder an, mehr als 60000 Bäume. Die Wolken kamen wieder und es regnete genügend. Eine eigene Herde von 25 Kühen weidet in den Wäldern und hält den Grasbewuchs niedrig. Das verhindert Waldbrände. Zur Sicherheit sind aber auch zwischen den einzelnen Parzellen große Schneisen gelassen worden, damit ein mögliches Feuer nicht überspringen kann. 15000 weitere Bäume hat Bruder Theo in den vergangenen zwei Jahren gepflanzt. Sie müssen die ersten Jahre etwas gepflegt, beschnitten und besonders vor Buschfeuern geschützt werden, dann gedeihen sie gut. Sie ziehen den Regen an und später liefern sie Bau– und Brennholz. Inzwischen machen leute es schon dem Bruder nach. Sie investieren nun ihr Geld in Holz und nicht in Kühe.

Eine weiteres Wasser-Projekt
Jetzt hat der Bruder eine noch größere Stauanlage geplant für eine Turbine von 125 kW, die das Kleinseminar in Iterambogo (= „Der Ort der Büffel“) der Diözese Kigoma mit Strom versorgen soll. Das Seminar wird 60 kW brauchen. Aber da elektrische Geräte zunehmen werden, weil Strom da ist, hat er die Versorgung so hoch angelegt. Heute hat das Seminar 258 Studenten. In einigen Jahren sollen es 500 sein. Die Schule folgt den Lehrplänen des Staates. Sie ist für ihre Qualität bekannt, auch wegen der guten Lehrer. In den vergangenen Jahren sind nie Schüler durchgefallen. Alle studieren mit viel Fleiß und mit der Hilfe der Lehrer haben sie es geschafft. Die Lehrer sind vier Priester, eine Schwester und acht Laien. Weisse Väter haben viel in das Seminar investiert. Hilfe für den Bau kam auch vom Kindermissionswerk Aachen, von der Erzdiözese Köln und von Kirche in Not. Für die neue Turbine fließt das Wasser von der Staumauer durch einen 550 Meter langen Kanal in ein 27 Kubikmeter großes Auffangbe­cken. Von dort wird es mit einer Fallhöhe von 28 Metern durch 180 Meter Rohre (erst 60 Zentimeter, dann durch 50 Zentimeter-Rohre) in die Turbine geleitet. Durch die Fallhöhe und die sich verengenden Rohre bekommt das Wasser den nötigen Druck. Bruder Theo hat Hilfswerke und Firmen bewe­gen können, das Projekt zu unterstützen. Firmen haben kostengünstig Maschinen geliefert, andere haben Aluminiumdraht für die Leitungen gespendet. Wieder andere haben den Transport bezahlt. Aber ohne die kirchlichen Hilfswerke wäre das alles nicht zu schaffen gewesen. Hans B. Schering

Bild oben:
Zur Freude von Bruder Theo gedeiht die neue Anpflanzung von mehreren Tausend Bäumen prächtig.

Bild unten:Die 65 kW Turbine von Kabanga liefert Strom für die Mission und Werkstatt.